Veracruz - Oaxaca - Die Reiseseite von Doris und Herbie

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Veracruz - Oaxaca

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Veracruz - Oaxaca  02.07.2021 – 03.08.2021
 
 
Nach einer sehr ruhigen Nacht zeigt sich das Wetter am Morgen von einer besseren Seite. Die Strasse ist zwar noch schlammig, aber sie ist wieder als solche erkennbar.
Wir entscheiden uns, auf direktem Weg nach Oaxaca zu fahren und erreichen bald die Cuota, eine bezahlbare Autobahn. Wie gewohnt können wir die geschätzten Zeiten unserer Dolores (Garmin) nicht einhalten. Die Fahrt führt durch die Berge, bis wir schliesslich gegen Abend in Oaxaca eintreffen. Wir müssen durch die Stadt fahren, denn der Camping befindet sich in El Tule, ca. 10 km entfernt. Es geht nur noch im Schritttempo voran, die Verkehrsführung ist gewöhnungsbedürftig. Auch das Wetter verschlechtert sich von Minute zu Minute. Auf einmal tönt es klack, klack, klack zum Fenster hinein; wahrscheinlich haben wir eine Schraube eingefahren. Nun beginnt es zu regnen, oder besser gesagt, es giesst aus Kübeln. Nun nur nicht noch einen platten Reifen in diesem Gedränge, bei diesem Wetter. Die Strassen haben sich in Bäche verwandelt. Nach einem letzten falschen Abbiegen erreichen wir unser Ziel, den El Rancho Caravan Park. Das ganze Gelände steht unter Wasser und wir parkieren für die erste Nacht auf dem Kiesplatz. Unseren reservierten Platz auf dem Rasen können wir am nächsten Morgen beziehen, sobald sich das Wasser etwas zurückgezogen hat. Dort stehen schon einige Overlander. Wir werden mit herzlichem Händedruck begrüsst. Niemand zuckt erschreckt zurück. Für einen kurzen Moment fühlt man sich in eine schon fast vergessene normale Welt zurückversetzt.
Der Campingplatz ist ausserordentlich gut gepflegt, es gibt heisse Duschen, einen schönen Pool, und eigentlich alles was man sich nur wünschen kann. Sehr rasch wird klar, dass wir hier so schnell nicht mehr wegfahren werden. Das Klima ist ideal. Wir sind auf 1500 MüM in einem Hochtal. Ringsherum erheben sich juraähnliche Berge. Es wird tagsüber ca. 30 Grad warm und in der Nacht kühlt es ab auf 15 Grad. Da wir hier etwas länger bleiben, können wir einerseits von der monatlichen Rate profitieren, und auch Waren von Decathlon, Amazon und sogar von Auto Solar aus der Schweiz hierhin senden lassen. Aufgrund des Diebstahls fehlt einiges. Den ersten Versuch unternehmen wir mit der Nespresso-Kaffeemaschine. Die Freude über das erste Paket ist gross, die Enttäuschung umso grösser, als wir feststellen, dass die Maschine nicht läuft. Wir testen also auch gleich den Rücksendeprozess bei Amazon. Dies funktioniert, und natürlich bestellen wir sogleich eine neue Maschine. Als diese auch nicht funktioniert, muss Herbie die Ursache etwas genauer erforschen. Die Nachbarn erklären uns, dass hier auf dem Platz zu viel Strom aus der Steckdose kommt, und die Maschinen von Nespresso darauf zu sensibel reagieren. Wir dürfen sie im riesigen Wohnmobil des kanadischen Nachbarn, der selbstverständlich einen Stromregler eingebaut hat ausprobieren, und siehe da, bei geregelten 120V schnurrt das Maschinchen wie es sich gehört. Bald darauf treffen auch die neuen Wanderschuhe von Decathlon ein. Auch hier währt die Freude nur kurz. Nach dem ersten Spaziergang lösen sich die ersten Nähte. Der Rücksendeprozess ist nicht ganz so einfach, doch auch das kriegen wir hin. Die Ersatzlieferung bereitet jedoch keine Freude. Auch bei den zweiten identischen Schuhen löst sich die Naht nach dem ersten Tragen. Den Rücksendeprozess kennen wir ja schon. Mit den vom Campingplatz zur Verfügung gestellten Fahrrädern fahren wir zu Fedex und geben auch dieses Paket wieder zur Rücksendung auf. Glücklicherweise hat ein anderer Nachbar einen Drucker, der uns jeweils die notwendigen Papiere ausdrucken kann.
Ein grösseres Projekt ist der Austausch des Klimakompressors, den wir im Koffer aus der Schweiz mitgebracht haben. Dank der freundlichen Unterstützung mit Rat und Werkezeugen scheint alles relativ einfach zu gehen. Kurz vor Fertigstellung jedoch die nächste Enttäuschung. Der Kompressor passt fast, aber leider nicht ganz. Wir finden im Internet einen Klimaspezialisten von dem wir uns eine kreative Lösung erhoffen, wie man aus Teilen des alten und des neuen Teils eine passende Mischung herstellen kann. Mit dem Taxi fahren wir hin und erklären das Problem. Klar kann dies gelöst werden, und am nächsten Tag gegen Mittag können wir das Teil abholen. Bevor wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg machen, erreicht uns eine WhatsApp Nachricht, dass doch nicht alles so klappt wie man gemeint hat. Wir fahren hin, uns lassen uns das Problem erklären. Der Arbeiter sieht keine Möglichkeit. Herbie bleibt hartnäckig, bis der Mann seinen Chef und dessen Vater, der zufälligerweise da ist, zu Hilfe holt. Die beiden scheinen etwas kreativer und eine Lösung zeichnet sich ab. Dafür muss Herbie aber zuerst mit der Trennscheibe Hand anlegen. Mit den erforderlichen Teilen fahren wir zur Dreherei und Schweisserei des Vertrauens des Klimaspezialisten. Mit dem Fahrrad ca. 15 Minuten entfernt kommen wir kurz nach Mittag dort an. Erst unser lautes Rufen lockt die Arbeiter von den Campingstühlen im Hinterhof zum Empfang. Mit Händen, Füssen und einem Stück Papier macht Herbie verständlich was zu tun ist. Aufgrund der herrschenden Auslastung der Werkstatt erwarten wir, dass wir kurz warten, und dann mit den Teilen wieder zurückfahren können. Auch das stellt sich als Irrtum heraus. Leider kann der Auftrag erst für den nächsten Vormittag 10 Uhr fertiggestellt werden. Das klappt dann auch, und mit etwas Kreativität bringt der Klimaspezialist den neuen Kompressor mit den neuen Teilen zum Laufen. Dieser passt schliesslich auch in unser Auto, und nach einer Fahrt zu einer etwas näher gelegenen Werkstatt, welche die Anlage reinigen und befüllen kann, findet auch dieses Projekt einen erfolgreichen Abschluss.
Wir haben uns angewöhnt, jeweils vor dem Frühstück zu marschieren. So lernen wir die Umgebung von El Tule kennen. Für wenig Geld kaufe ich im kleinen Laden um die Ecke alle paar Tage ½ Kilogramm Hundefutter, und so machen wir auf unseren Touren den freundlichen Strassenhunden jeweils eine kleine Freude beim Start in den neuen Tag.
Mit den Fahrrädern erforschen wir die etwas weitere Umgebung, und vor allem das wunderschöne Zentrum Oaxacas. Die französische Bäckerei ist ein absolutes Highlight. Der Walmart und Chedraui sind sehr gut erreichbar. Jeden Samstag wird gegrillt und alle Camper essen gemeinsam in der Palapa in der Nähe des Pools. Das ist sehr gesellig und eine schöne Tradition. Mit Serge und Stephanie aus Frankreich unternehmen wir an einem sonnigen Tag eine Wanderung im 30 km entfernten San Miguel de la Valle. Die Menschen im kleinen, traditionellen Bergdorf halten uns wahrscheinlich für verrückt. Wieso sollte man freiwillig und ohne Sinn und Zweck auf diese Berge hochgehen. Wir dürfen das Auto bei der Kirche parkieren und machen uns zuerst auf einem Fahrsträsschen und später auf Trampelpfaden von Kühen und Ziegen auf den Weg. Es braucht einen guten Spürsinn, denn die schönen gelben Wegweiser fehlen gänzlich. Die Kakteen sind teils sehr hinterhältig und die Mücken nicht minder anhänglich. Trotz allem lohnt der Aufstieg und die Aussicht bis nach Oaxaca ist sehr schön.
Der Campingplatz füllt sich immer mehr und oft muss sogar das «No Vacancy Schild» aufgestellt werden. Aus unseren geplanten zwei Wochen hier werden wie es aussieht gute zwei Monate. Noch gibt es keinen Grund, diesen wunderbaren Ort zu verlassen.
In El Tule selber gibt es eine ganz spezielle Sehenswürdigkeit: El Arbol del Tule, den Baum von El Tule. Leider ist aufgrund von Covid19 der wunderschöne Park und auch der Baum für Besucher gesperrt. Plastikplanen sind am Zaun aufgehängt, damit man auf keinen Fall einen Blick auf den eindrücklichen Baum erhaschen kann. Beim Vorbeigehen herrscht Maskenpflicht und natürlich ist es verboten, auf die Mauer zu steigen, um über die Absperrung hinweg ein Foto zu machen. Beim Baum handelt es sich um eine mexikanische Sumpfzypresse. Der Umfang des Stammes ist 46 Meter, sein Durchmesser 14 Meter. Mit einer Höhe von 42 Meter wiegt er stattliche 636 Tonnen und soll angeblich der grösste Baum der Welt sein. Sein Alter wird auf ca. 2000 Jahre geschätzt.
Ganz besonders ist auch die Musik, die tagtäglich alle 3 Stunden über das Dorf erschallt. Nach dem Glockenschlag der weissen Kirche neben dem Baum ertönt eine fröhliche Melodie. Um 6 Uhr mahnt sie uns zum Aufstehen, um 9 Uhr zum Frühstück, um 18 Uhr zum Apéro und um 21 Uhr zum Schlafengehen.
Wir entscheiden uns, unsere vom Hagel in Merlo (Argentinien) und von Abnützung weitgehend zerstörten Solarpanele zu ersetzen. Autosolar offeriert uns einen grosszügigen Rabatt, sodass wir die Panele aus der Schweiz bestellen und auf den Campingplatz liefern lassen. Auch dieser Versand klappt innert kurzer Zeit. Herbie kann die neuen Panele montieren, und wir haben nun wieder uneingeschränkt Solarstrom.
Nach dem Debakel mit den Wanderschuhen von Decathlon sind wir oft mit dem Fahrrad unterwegs auf der Suche nach lokalen Schuhläden. Bei «Coppel» finden wir ein Modell das passt. Die Schuhe sind nicht ganz ideal, aber sie sind gut gearbeitet. Wir können nun wieder Wanderungen unternehmen.
Von Stephanie und Serge lassen wir uns zum Joggen verleiten. Die Jungs laufen 6 km auf flachem Gelände, die Mädels 10 km mit 300 m Höhendifferenz. Das Resultat ist ein ziemlicher Muskelkater bei allen Beteiligten.
Erfreulicherweise öffnet die Ausgrabungsstätte Yagul in der Nähe von Oaxaca wieder ihre Tore. «Yagul liegt auf einem steilen Hügel im Tlacolula-Tal im Osten von Oaxaca. Yagul entstand als Herrschaftszentrum in diesem Gebiet nach dem Niedergang von Monte Albán und wird daher als einer der charakteristischen spätklassischen oder epiklassischen Stadtstaaten bezeichnet. Die wichtigsten Strukturen und Gebäude von Yagul waren in verschiedenen Ebenen verteilt und folgten dem Hang des Hügels von Norden nach Süden. Einer der interessantesten Aspekte von Yagul ist das Vorhandensein von Wandmalereien auf den Böden und Wänden seiner Strukturen, ein Element, das die Aufmerksamkeit nicht nur von Archäologen, sondern auch von Kunsthistorikern verdient hat. Andererseits wurden in der Umgebung von Yagul Beweise für eine menschliche Besiedlung aus sehr früher Zeit gefunden, insbesondere in den Felsmassiven neben der heutigen Straße (Fundort Caballito Blanco), wo Felsunterstände mit Spuren von Höhlenmalereien gefunden wurden, die mit nomadischen Gruppen von Sammlern und Jägern in Verbindung gebracht werden, die vor 7000 Jahren das Tal von Oaxaca bewohnten.»
Die prähistorischen Höhlen und Bauten von Yagul und Mitla im Tal von Oaxaca sind seit 2010 Teil des UNESCO-Welterbes.
Zu sechst machen wir uns mit Serge’s Auto auf den Weg. An diesem Dienstagmorgen haben wir die Site für uns allein. Aus unerfindlichen Gründen bleibt das Highlight der Stätte auf dem Gipfel des Hügels gesperrt. Natürlich fällt der Eintritt trotzdem in voller Höhe an. Wir geniessen den Spaziergang durch das Gelände und die Aussicht über das Tal, auch vom Nachbarhügel aus, trotzdem.
Herbie wagt ein weiteres Experiment mit Decathlon Schuhen. Leider wurden auch die Gasdruckfedern unserer holländischen Outbound Dachluke beim Einbruch beschädigt. Die Schuhe, wie auch die Federn sind bestellt, und wir warten gespannt auf das Eintreffen der Pakete. Ein weiteres Projekt, welches noch auf uns wartet ist der Einbau eines neuen Insektenschutzes in der Eingangstür. Bis auf Weiteres sind wir also noch gut beschäftigt und sehr gut aufgehoben hier.
 
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