Grenchen - Canasvieiras - Die Reiseseite von Doris und Herbie

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Grenchen - Canasvieiras

Südamerika > 2019 Südamerika
Grenchen - Canasvieiras 04.08.2019.-31.08.2019

 
Nach vier Monaten Heimataufenthalt stehen wir mit zwei grossen schweren Koffer am Bahnhof Grenchen Süd. Herbie ist krank, was die Aussicht auf die lange Reise im Flieger auch nicht gerade aufhellt. Die Dame, die unser Gepäck in Empfang nimmt, ermahnt uns, beim nächsten Mal wirklich nur die erlaubten 23 kg einzupacken. Da wir nur wenig Handgepäck haben, drückt sie ein Auge zu und checkt uns ein. Der Flug ist ruhig und wir landen am frühen Montagmorgen sicher in Buenos Aires. Nachdem wir die Einreisestempel im Pass haben folgt die Zollkontrolle. Nach dem Zufallsprinzip springt die Ampel natürlich bei uns auf Rot und wir müssen unsere Koffer durchleuchten. «Señora!» Die Beamtin starrt ungläubig auf den Monitor! «Was führen Sie denn alles für Metall mit sich?» «Ach, nur ein paar Ersatzteile für unser Casa Rodante,» erkläre ich. Ohjeh, das war die falsche Antwort, und die Beamtin sieht einen Haufen Papierkram auf sich zukommen. «Die Einfuhr von sämtlichen Ersatzteilen für Fahrzeuge nach Argentinien ist verboten!» belehrt sie uns. Schnell ergänze ich, dass unser Casa Rodante in Uruguay steht, und wir dahin unterwegs sind. Die Erleichterung ist ihr anzusehen, dann ist das ja nur «in transito» und wir dürfen gehen. Auch wir sind erleichtert. Das ist ja nochmal gut gegangen.
 
Wir verbringen zwei Tage in Buenos Aires und geniessen wunderbares Frühlingswetter.
 
Der Buquebus bringt uns nach Colonia de Sacramento und direkt zur nächsten Zollkontrolle. Auch hier werden wir angehalten uns sollen unsere gut verschlossenen Koffer öffnen. Der Beamte begnügt sich schliesslich mit einem, wühlt ein bisschen herum, erzählt irgendwas über die Einfuhr von Lebensmittel, die wir zusätzlich zu den Ersatzteilen auch noch mitführen, und lässt uns ziehen. Das Metall hat ihn überhaupt nicht interessiert.
 
So kommen wir, inzwischen beide krank, aber sonst gut im UY Storage an. Den Camper treffen wir in bestem Zustand bereits für uns bereit auf dem kleinen Campingplatz der Familie an. Wir sind die einzigen und können uns nach Lust und Laune ausbreiten. Herbie hat nun sehr viel zu tun. Die mitgebrachten Gadgets müssen eingebaut werden. Für diese Arbeiten nutzen wir gerne die Infrastruktur im Storage. Alles was an Werkzeug und Hilfsmittel fehlt, dürfen wir ausleihen. Das Wetter meint es zu Beginn nicht sonderlich gut mit uns. Es ist beissend kalt. Ich liege einen Tag lang flach und Herbie kann erste Arbeiten im Wohnraum vornehmen. Schliesslich bessert sich unsere Gesundheit und auch das Wetter und nach einer Woche sind wir bereit für die Weiterfahrt. Es geht, wie schon im letzten Jahr entlang der Küste über Piriapolis, Punta del Este und Santa Teresa Richtung Chuy an die brasilianische Grenze. Nun betreten wir Neuland. Die Ausreise aus Uruguay ist, sagen wir mal, speziell. Der Beamte der die Pässe stempelt würdigt uns keines Blickes, spricht laut mit jemand anderem, drückt die Stempel rein und wirft uns die Pässe über die Theke zurück. Beim Zollschalter treffen wir auf einen anderen Beamten, der genüsslich sein Mittagessen kaut und uns mit vollem Mund bestätigt, dass wir weiterfahren dürfen. Auf der brasilianischen Seite erwartet uns ein modernes Gebäude mit korrekt gekleideten, anständigen, englischsprechenden Beamten. Als erste Tat wollen wir in Brasilien unsere Claro-SIM-Karte aufladen und ein Internet Paket kaufen. Wir finden den einzigen geöffneten Laden, einen kleinen Supermarkt und versuchen verständlich zu machen, was wir brauchen. Es stellt sich heraus, dass die SIM Karte nach einem Jahr des Nichtgebrauchs deaktiviert wurde. Das heisst, wir müssen eine neue kaufen und aktivieren. Dazu benötigt man aber eine CPF, eine Steueridentifikationsnummer. Der beiden Männer im Supermarkt sind äusserst hilfsbereit, der ältere Mann ruft zu Hause an und lässt sich seine CPF geben. Damit registriert uns der jüngere der beiden telefonisch bei Claro, und kurz darauf sind wir wieder mit der grossen weiten Welt verbunden.
 
Weiter geht die Fahrt entlang von Lagunen und flachem Weideland. Im Reserva Ambiental do Taim sehen wir alte Bekannte wieder. Es wimmelt von Capybaras und von den streng blickenden Schopfkarakara, die sich vor allem an den überfahrenen Wasserschweinen erfreuen.
 
Wir erfreuen uns am Estacionamento Capilha, ein Campingplatz an der Laguna Mirim. Der freundliche Edevaldo hat einen kleinen schmucken Platz, speziell für Wohnmobile, jede Site gepflastert, mit Wasser- und Stromanschluss, sauber und geordnet. Es gibt zwei kleine Badezimmer mit Duschen Türen aus Glas. Die WCs haben Klobrillen, und alle Armaturen sind vorhanden. Leider erleben wir einen Temperatursturz von über 15 Grad, und wieder sind wir am Frieren.
 
Der zähe Nebel an der Küste treibt uns landeinwärts. In Porto Alegre stellen wir uns auf einen bewachten 24h Parkplatz beim Busbahnhof. Von hier aus können wir zu Fuss in die Innenstadt. Wir lassen uns in der Menge durch die Fussgängerzone treiben, bis Herbie ein Starbucks-Logo entdeckt. Es ist zwar nicht Starbucks, aber eine gute Kopie. Es gibt ein paar schöne Plätze, eine grosse Kathedrale und eine sehr belebte Markthalle.
 
Die Nacht auf dem Parkplatz verläuft ohne Zwischenfälle, und für diesen Standort bemerkenswert ruhig.
 
Nun fahren wir in die Serra Gaucha, eine gebirgige Region, geprägt von deutschen Auswanderern, die sich ab 1824 in dieser Region niederliessen. Man fühlt sich ein bisschen wie im Schwarzwald. Entlang der Rota Romantica erreichen wir Gramado, eine Stadt mit fast 40'000 Einwohner. Es findet das 47. Filmfestival von Gramado statt, entsprechend mondän ist auch das Publikum. Die Schönen und Reichen flanieren durch die mit Bekleidungsgeschäften und Chocolaterias gesäumten, gepflegten Einkaufsstrassen. Die vielen Themenparks locken auch sonst jährlich ca. 2.5 Mio. Besucher an. Hier lässt es sich auch für uns gut ein paar Tage aushalten.
 
Die Fahrt zurück an die Küste wollen wir durch den Nationalpark Aparados da Serra mit seinem beeindruckenden Felscanyon Itaimbezinho machen. Die Schlucht ist 5.8 km lang, bis zu 2 km breit und ca. 700 m tief. Ab Cambara do Sul führt eine holprige Strasse zum Parkeingang, den wir am späten Nachmittag erreichen. Der längere der beiden Wanderwege ist bereits geschlossen, und wir entscheiden uns, beim Parkeingang zu übernachten. Am nächsten Morgen werden wir mit strahlend schönem Wetter belohnt und geniessen den Spaziergang mit vielen Araukarien und tollen Ausblicken in die Schlucht. Die Fahrt bis Praia Grande bleibt holprig, jedoch wird man mit schönen Aussichtspunkten über das Hochplateau bis zur fast 1000 m tiefer gelegenen Küste belohnt.
 
Nach einem kurzen Aufenthalt im Küstenort Torres reisen wir zügig nordwärts über Laguna nach Praia do Rosa. Eigentlich wollen wir nur kurz eine Mittagspause einlegen, und einen der schönsten Strände von Südbrasilien bewundern. Das (noch) sehr verschlafene Dorf und der Stellplatz fast am Ende der Strasse direkt oberhalb des Strands gefallen uns so gut, dass wir gleich zwei Tage bleiben.
 
Eine weitere Wetterverschlechterung ist im Anzug und wir wollen die Insel Santa Catarina und Florianópolis noch bei Sonnenschein erleben. Auf einem kleinen Campingplatz in Canasvieiras, im Norden der Insel richten wir uns für ein paar Tage ein. Der nette Campingplatzbesitzer mit seinem drolligen Hund heisst uns herzlich willkommen, und mobilisiert einen seiner «Dauerbewohner» unseren Platz von den heruntergefallenen Blättern zu befreien. Die Motivation steigt, nachdem 10 Reais den Besitzer gewechselt haben. Eines der spielenden Kinder entdeckt im Laub eine kleine Schlange. Diese wird ohne zu zögern mit einem gezielten Nackenschlag zur Strecke gebracht. Der (noch) ruhige Ferienort hat nebst Kleider- und Souvenirläden einige Supermärkte, ein herrliches Café und, was wir dringend brauchen, eine Wäscherei.
 
Leider verliert unser Camper seit einiger Zeit etwas Öl an der Servolenkung. Nach eingehender Analyse kommen wir zum Schluss, dass dies repariert werden muss. Der Campingplatzbesitzer kennt einen Spezialisten. Dieser wird nun, nach dem Wochenende hier auf den Platz kommen, um den Schaden zu begutachten, und wenn wir Glück haben auch zu reparieren. Wie dies weitergeht ist dann aber eine andere Geschichte.
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