Canasvieiras - Pirenopolis - Die Reiseseite von Doris und Herbie

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Canasvieiras - Pirenopolis

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Canasvieiras – Pirenopolis 01.09.2019 – 02.10.2019
 
 
Wie versprochen erscheinen am Montagvormittag zwei Mechaniker auf dem Campingplatz und bestätigen unsere Analyse, dass wir am Hochdruckschlauch der Servolenkung Öl verlieren. Sie bestätigen auch, dass sie dies reparieren können. Der Ausbau des Schlauchs dauert eine Weile, aber es gelingt, ohne etwas Anderes kaputt zu machen. Die beiden nehmen den Schlauch mit und versprechen, am folgenden Tag mit einem neuen Schlauch wiederzukommen. Auch dieses Versprechen wird eingehalten. Der Einbau erweist sich allerdings als problematisch. Nach längerer Zeit des Zuschauens wirft sich auch Herbie in den Blaumann und ist den beiden behilflich. Endlich hellen sich die Mienen auf, alle sind erleichtert, wir zusätzlich um Fr. 90.— für die ganze Übung, was durchaus ok ist.
 
Der anhaltend schlechte Wetterbericht an der Küste zwingt uns zu einer Planänderung.
 
Es wird zwar etwas fahrintensiv, aber immer noch besser als tagelang frierend unter einem grauen Wolkendeckel zu sitzen. Wir entschliessen uns, ca. 1500 km in nordwestliche Richtung zu fahren und die Savannen bei Bonito und den Pantanal zu besuchen, und danach wieder an die Ostküste zurückzukehren. So verbringen wir die nächsten dreieinhalb Tage mehr oder weniger im Auto. Die Strassenzölle erinnern ganz stark an die Autobahngebühren in Frankreich, doch man kommt sehr gut voran, was bei diesen Distanzen ganz hilfreich ist. Wir übernachten an Tankstellen und endlich, am dritten Tag lichtet sich die Wolkendecke und wir geniessen einen Temperaturanstieg um ca. 20°.
 
Bei Jardim besuchen wir die Buraco das Araras. Eine einstmalige Fazenda hat den Landwirtschaftsbetrieb eingestellt und widmet sich dem Schutz der Grünflügelaras und dem damit verbundenen Tourismusgeschäft. Wir buchen eine Tour für den frühen Sonntagmorgen, auf der man mit einer Biologin eines der tiefsten Senklöcher Brasiliens mit ca. 60 brütenden Papageienpaaren besuchen kann.
 
Ganz in der Nähe finden wir einen schönen Campingplatz, dessen einziger Nachteil die nutzlosen fiesen Kriebelmücken sind. Unwissend steigen wir aus dem Auto, und begrüssen kurz eine deutsche Reisende, die wir schon von El Chaitén kennen. In dieser kurzen Zeit werden wir bildlich zerfleisch und ausgesaugt. Wie auf die Sandflies in Australien reagiere ich allergisch. Dass die Kinder mit den Fingern auf meine Beine zeigen, und die Erwachsenen diese mit grossen Augen anstarren lässt nichts Gutes verheissen. Ab jetzt heisst das ab 16 Uhr Socken, lange Hosen und die stichdichte Jacke anziehen. Kein Problem bei Temperaturen von über 30°.
 
Gut vor dem Gefleuch geschützt machen wir uns früh morgens auf den Weg, um den grossen Ameisenbären zu finden. Wir haben Glück und erspähen gleich mehrere dieser seltsamen Tiere. Ein besonders schönes Exemplar lässt sich durch uns nicht stören und wir können es von sehr nah beobachten.
 
Nach drei Tagen verlassen wir diesen schönen Ort, und treffen nach 300 Meter Fahrt auf den unverkennbaren Rundhauber von Jupp, unseren Reisegefährten von der Grande Buenos Aires. Wir schwatzen eine Weile und als nächstes kommt Regula, eine Bekannte aus dem Hastalapasta angefahren. Zufälle gibt es! Trotz der Geselligkeit wird es auf dem Asphaltwendeplatz, wo Jupp die Nacht verbrachte zu heiss und wir fahren Richtung Bonito. Das touristische Städtchen ist hübsch, es hat eine lange Flaniermeile mit Souvenirshops und netten Restaurants. Auf dem Stellplatz bei der Pousada Peralta treffen wir auf weitere Overlander, unter anderem auf Beni und Patricia mit dem Hund namens Monsieur. Auch Jupp trifft später noch hier ein, und es wird viel geredet und Erlebnisse ausgetauscht. Zweimal täglich werden vom Besitzer der Pousada die Aras und Sittiche gefüttert. Ein Riesenspektakel, wenn sich die Tiere um die Sonnenblumenkerne streiten. Doch sobald der gröbste Hunger gestillt ist, sitzen sie ruhig nebeneinander und posieren gerne für die Kameras der Zuschauer. Marketingtechnisch klug hat der Besitzer die Werbetafel für seine Pousada platziert.
 
Das nächste Ziel ist das Refugio Canaa in der Nähe vom Serra do Bodoquena Nationalpark. Hier soll es Hyazinth- (Rio), Blaugelb- und Grünflügel-Aras geben. Nach 22 km Holperstrasse treffen wir auf dem Platz ein und sehen schon von weitem viele kleine weisse Party-Zelte, einen grossen Lastwagen mit der Aufschrift «Eventos» und viele Menschen, die eine Bühne aufbauen. Um Himmelswillen! Und wir haben uns so auf ein ruhiges Wochenende gefreut. Das wird nichts. Es findet der Serra do Bodoquena Halbmarathon statt, und 200 Läufer und mindestens so viele Begleitpersonen werden erwartet. Für ganz kurze Zeit sind wir noch die einzigen Gäste, können einen guten Platz auf dem Camping aussuchen und die zahme Esmeralda streicheln. Etwas später treffen Beni, Patricia und Monsieur ein. Sie können sich gerade noch zu uns stellen, bevor Auto um Auto eintrifft, und Zelt um Zelt aufgebaut wird. Der Abend vor dem Lauf ist sehr ruhig, doch für den Samstag wird uns Live-Musik versprochen. Da freuen wir uns doch schon auf eine schlaflose Nacht. Wir bewundern die Läufer, die sich bei dieser Hitze auf den Weg machen um diesen 21 km langen Berglauf zu absolvieren. Nach dem Lauf sind die drei natürlichen Badepools sehr gut besucht. Vom Konzert am Abend sind wir mehr als angenehm überrascht. Eine Dame singt ganz toll, nur von einer Gitarre begleitet. Wir hören Queen-, Elvis Presley-, Scorpions-Songs und vieles mehr. Punkt zehn Uhr wird es ruhig. Am Sonntag verlassen die meisten Gäste das Refugio, und schon sehr bald kehrt die Ruhe ein, die wir uns gewünscht haben.
 
Wir nehmen per WhatsApp Kontakt auf mit Evaldo. Dies ist der Besitzer der Kuhponton-Fähre, die zwischen Corumba und Porto Jofre verkehrt. Diese Fahrt würde uns 1300 km Autofahrt und zum Teil doppelte Strecken ersparen. Es würde aber eine knapp dreitägige Fahrt auf einem Ponton bedeuten, eine fast 500 km lange Flussfahrt mit einigen Stops auf Fazendas, welche Diesel und andere Waren angeliefert bekommen. Zum Glück werden die Kühe auf dem Rückweg transportiert. Die Preisverhandlungen starten bei lächerlichen USD 800.--. Wir bieten USD 400.—und landen nach einigem Hin und Her bei USD 475.--. Selbstverständlich ist auch dies noch viel zu teuer. Die nächste Abfahrt ist aber bereits am nächsten Tag um 19 Uhr. Wir müssen nun entscheiden, ob wir diese Fahrt buchen, oder 10 Tage warten. Der Beginn der Regenzeit rückt näher, und wir erachten es als vernünftig, den südlichen Pantanal auszulassen und fast direkt nach Corumba zu fahren. Wir fahren nur 10 km auf der Estrada de Parque zu einem Campingplatz bei einer riesigen Hotelanlage, die erstens am Abbröckeln ist, und zweitens in dieser Jahreszeit kaum Gäste hat. Auf dem Weg dahin und auf dem halb zerfallenen Boardwalk des Hotels können wir Caimane, Jabirus, Capybaras, den grossen Tukan und viele andere Vögel beobachten. Dies ist hoffentlich nur ein kleiner Vorgeschmack, was wir im Nordpantanal sehen werden! Möglicherweise werden wir im nächsten Jahr, kurz nach der Regenzeit versuchen, in den Südpantanal zurückzukehren. Im Moment ist alles sehr trocken, und die vielen Feuer trüben den Himmel. Gerne würden wir die Landschaft sehen, wenn sie üppig und grün ist. Der Abend bei diesem Hotel geht als einer der heissesten in die Geschichte ein. Um 18 Uhr sind es bestimmt noch 40°, schon dunkel und die Luft steht, draussen sein und auf eine leichte Brise hoffen liegt aufgrund der Stechviecher nicht drin. So sitzen wir bewegunslos, ohne Licht im Camper, und der Schweiss läuft in Strömen. Die Rettung kommt gegen Mitternacht, ein kühler Wind aus dem Süden lässt die Temperaturen auf knapp 25° sinken.
 
Corumba, Grenzstadt zu Bolivien und Tor zum Pantanal könnte man fast als hübsche Stadt bezeichnen. Sie liegt leicht erhöht über dem Rio Paraguai und bietet wohl bei klarer Sicht eine schöne Aussicht auf den Pantanal. Es gibt ein belebtes Zentrum und eine Hafenpromenade mit einer einst schönen, heute aber abbröckelnden Häuserfront.
 
Pünktlich um 16 Uhr befinden wir uns bei der Santa Laura, unserem Ponton für die nächsten drei Tage. Nach einigem Hin und Her scheint doch jemand Evaldo zu kennen und teilt uns mit, dass wir erst um 18 Uhr für das Boarding hier sein müssen. Evaldo würde dann auch kommen, natürlich um das Bargeld abzuholen. Unter Boarding darf man sich folgendes vorstellen: Zwei Holzplanken vom Strand auf den Ponton, in der Mitte je mit einer Gasflasche unterstellt, wegen dem Durchhängen. Da wir in Porto Jofre gerne vorwärts rausfahren möchten, müssen wir hier natürlich rückwärts rauf. Die Dunkelheit ist auch nicht gerade hilfreich. Ob die Planken 3.5 Tonnen aushalten ist meine Frage. Klar doch, sagt Evaldo, steht drauf und wippt ein bisschen. Siehst Du! Schlussendlich werden doch noch zwei Planken mehr herangeschleppt, damit die Spur je ein bisschen breiter wird und kleine Fahrfehler nicht sofort in einer Katastrophe enden. Das Manöver gelingt, und wir sind oben. Unser Abteil ist gerade breit genug, dass wir die Tür soweit öffnen können um in die Kabine ein- und aussteigen zu können. Dafür reicht der Platz nicht um die Toilettenkassette entfernen und zu leeren. Das heisst, es darf nur sparsam befüllt werden, und es muss sicher bei Tageslicht die einzige Ponton-Toilette der Crew und der einheimischen Fahrgäste genutzt werden. Um diese zu erreichen müssen einige Pontons mit Fracht und die Hängemattenabteile der Fahrgäste durchquert werden. Die Küche befindet sich gleich nebenan. Schliesslich wurde uns Vollpension in Aussicht gestellt.
 
Auch das Ablegemanöver erweist sich als schwierig und könnte daran liegen, dass ein Grossteil der Crew bereits ziemlich betrunken ist. Endlich geht es los.
 
Die Fahrt verläuft gemütlich, mit ca. 6 km/h. Links und rechts vom Fluss ist Dschungel, vereinzelt sieht man Kaimane und Reiher, von Zeit zu Zeit Behausungen zwischen Bretterbuden und wunderschönen Fazendas.
 
Nach eineinhalb Tagen verlassen wir den Rio Paraguai und biegen in den Rio Cuiaba ein. Ab jetzt wären Jaguar-Sichtungen möglich, sagt man uns. Doch der Dschungel links und rechts ist sehr dicht, und wir sehen ausser vereinzelten Capybaras keine Tiere.
 
Endlich sehen wir Porto Jofre und den Anlegeplatz näherkommen. Die Auffahrt ist steil und sandig und wir sind froh, dass wir dies nicht rückwärts hochfahren müssen.
 
Wir beziehen unser Lager in der Jaguar Lodge und buchen zusammen mit Adam und Iwona eine Ganztages-Tour auf einem kleinen Boot. Von Karin und Lars lassen wir uns sagen, dass es nebst der stechenden Sonne auch noch die Stechviecher auszuhalten gibt. So begeben wir uns am frühen Morgen in Socken, langen Hosen, stichsicheren Jacken mit Kapuze, Handschuhen und Mützen zum Fluss. Unser Fahrer, Kaka ist ein netter Bursche, spricht aber nur portugiesisch. Das grösste Ziel vom heutigen Tag ist es, einen Jaguar zu sehen. Nebst der grossen Mietzekatze gibt es noch vieles mehr zu entdecken. Riesenotter, Anakondas, Kaimane, Capybaras, Jabirus und viele weitere Vögel. Auf einmal hören wir es aus dem Funkgerät krächzen, ein Jaguar wurde gesichtet. Wir brausen los, werden aber links und rechts von den schönen grossen Schnellbooten mit Sonnendach und englischsprachigen Tourguides überholt, und verstehen nun den günstigen Preis unserer Tour. Endlich angekommen hat sich der Jaguar längst in den Dschungel zurückgezogen. Gegen Mittag treffen auch wir zur rechten Zeit am rechten Ort ein, und dürfen einen Jaguar sehen. Ein herrliches Tier. Leider ist die Sichtung nur kurz. Kaka schlägt vor, ein bisschen weiter zu fahren, und später wiederzukommen. Leider ist dieser vermeintlich kurze Abstecher viel zu lang, und wir verpassen, wie sich der Jaguar am Strand einen Kaiman zum Mittagessen holt. Nach elf langen Stunden auf dem kleinen Boot kehren wir nach Porto Jofre zurück. Wir haben alles gesehen, was wir uns gewünscht haben. Für ein nächstes Mal würden wir die Tour aber splitten und mit einem grösseren Boot fahren.
 
Nun nehmen wir die Transpantaneira mit ihren 122 Brücken in Angriff. Die Piste ist in einem sehr guten Zustand, und fast alle Brücken problemlos zu befahren. Bei den wenigen Ausnahmen gibt es jetzt in der Trockenzeit Umfahrungen. So treffen wir am Nachmittag auf der Estancia Vittoria ein. Hier gibt es einen kleinen Campingplatz und einen Swimmingpool. Nach den vielen heissen Tagen ist dieser sehr willkommen. Wir gönnen uns zwei Tage Ferien und nutzen die Zeit zum Wäsche waschen, und Haare färben und schneiden.
 
Wir steuern den BigLar in Cuiaba an. Ein Supermarkt mit einem tollen Sortiment, vor allem Käse, Brot, Fleisch, Wein und Tofu! Unser Wägelchen füllt sich rasch mit all den Leckereien.
 
In Chapada dos Guimaraes, auf ca. 800 müM wollen wir uns ein paar Wasserfälle ansehen. Leider sind, ausser einem, sämtliche Wasserfälle nur mit einem Guide zugänglich. Das finden wir schade und ist nichts für uns. Somit sehen wir uns den schönen Veu de Noiva gleich zweimal an und verzichten auf die anderen.
 
Der nördlichste Punkt, den wir in Brasilien ansteuern ist erreicht. Wir starten die lange Fahrt Richtung Ostküste. Nach fast zwei Tagen auf der BR-070 treffen wir im hübschen, verschlafenen Kolonialstädtchen Goias ein. Wir übernachten auf dem Parkplatz eines Hotels, mit Poolbenützung und Frühstück. Von hier aus ist die Altstadt in 10 Minuten zu Fuss erreichbar. Auf dem Dorfplatz hat es eine Pizzeria, und wir gehen mal wieder «auswärts». Zum Starten bestellen wir zwei Caipirinhas. Nach einiger Zeit kommt der Kellner aufgeregt an den Tisch und erklärt uns in noch undeutlicheren portugiesisch als sonst irgendein Problem betreffend die Caipirinhas. Es ist unmöglich dem Mann ein verständliches Wort, weder in Spanisch noch in Englisch zu entlocken, welches Aufschluss geben könnte. Er läuft noch ein paar Mal weg, kommt wieder, redet auf uns ein, und serviert endlich nach langer Zeit zwei wunderbare Caipirinhas. Wir wissen bis heute nicht, was das Problem war.
 
In Pirenopolis, welches seinen Namen wegen den umliegenden «pyrenäenähnlichen» Bergen trägt, ist etwas touristischer und lebendiger als Goias, und hat ebenfalls ein denkmalgeschütztes historisches Zentrum. Auf dem hübschen Campingplatz mit Pool sind wir die einzigen Gäste und geniessen ein paar Tage Ferien bevor wir uns die Hauptstadt Brasilia ansehen gehen.
 
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