Punta Arenas - Paso Roballos - Die Reiseseite von Doris und Herbie

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Punta Arenas - Paso Roballos

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Punta Arenas – Paso Roballos 08.01.2019 – 02.02.2019

Bevor wir Puerto Natales verlassen, lassen wir noch unseren Camper, inklusive Motor waschen. Dies erweist sich als ein Musterbeispiel der Unfähigkeit. Der Platz bietet Raum für das gleichzeitige Waschen von vier normalen Autos. Es gibt einen einzigen Wasserhahn und einen einzigen Kärcher. Dieser eine Kärcher gibt leider gerade den Geist auf. Raucht ab, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Motor wird also nicht wie besprochen mit heissem Dampf, sondern mit kalten Wasser abgewaschen. Mehrmals muss Herbie den jungen Mann auf gut sichtbare schmutzige Stellen aufmerksam machen, als dieser schon bereits die Rechnung stellen möchte. Am Schluss erreichen wir, dass der gröbste Schmutz weg ist, werfen das Handtuch, bezahlen und fliehen. Auf direktem Weg erreichen wir Punta Arenas. Bei der Shell Tankstelle können wir erfolgreich unseren Gastank füllen. Auf dem Stellplatz treffen wir erneut auf Ilka und Günther. Das Zentrum von Punta Arenas ist gut zu Fuss erreichbar. Rund um den Zentralplatz hat es einige schöne alte Häuser, aus richtigem Stein gebaut. Interessant ist auch der Friedhof „Sara Braun“ mit einigen palastähnlichen Gruften.
Bevor wir zum Fährhafen fahren sehen wir uns noch die Shoppingcenter in der Zona Franca an. Herbie wird fündig und ersteht sich die längst fällige neue Softshelljacke mit Windstopper, passend von der Marke Patagonia.
Die Überfahrt nach Tierra del Fuego dauert ca. 2 Stunden, bis zum Hafen von Porvenir. Ganz in der Nähe besuchen wir eine kleine Königspinguin-Kolonie. Dies ist die einzige Kolonie die auf dem Landweg erreichbar ist. Die grossen Pinguine sind herrlich anzusehen. Die zum Schutz der Tiere aufgestellten Holzwände bieten uns zusätzlich einen willkommenen Windschutz. Im chilenischen Teil von Feuerland gibt es eine grosse Holzindustrie. Entsprechend baumlos, windig und steppig präsentiert sich die Landschaft. Am kleinen Grenzübergang Paso Bellavista erleben wir zum ersten Mal die Willkür eines Beamten. Nach einer problemlosen Ausreise aus Chile, Migration und Zoll in Argentinien muss uns nur noch jemand die Schranke öffnen, damit wir weiterfahren können. Der zuständige Grenzpolizist will sich den Camper ansehen, und steigt mit Herbie zusammen in unsere Küche. Kurze Zeit später klopft es. Ich muss ebenfalls nach hinten. Der Beamte stämpfelt halsstarrig und mürrisch mit unserer Currydose in der Hand. Hier läuft es wie drüben, erklärt er. Jegliche pflanzlichen und tierischen Produkte sind verboten. Jede Packung, jede Dose welche auf chilenischem Gebiet geöffnet wurde ist kontaminiert und darf nicht über diese Grenze. Er geht soweit, dass er unsere Putzmittel beschnuppert. Unsere Früchte und Gemüse werden auf der Kühlschrank-Ablage aufgehäuft. Dürfen wir dies essen oder kochen? Ja, dann geht’s, sagt er, weist uns an erneut auf den Parkplatz zu fahren, räumt die Gewürze wieder ein und übersieht, dass sich unter dem „pflanzlichen“ Haufen noch ein Kühlschrank mit „Tierischem“ befinden würde. Der übereifrige Beamte verschwindet, und wir wollen zurücksetzen und wieder einparken. Da kommt der ältere nette Zollbeamte aus dem Gebäude gelaufen, mit dem Daumen hoch und winkt ab. Nein, nein sagen wir, Daumen runter, wir müssen kochen. Quatsch, meint er, ruft einen jungen Mann herbei, der uns die Schranke öffnet und winkt uns durch. Etwas verwirrt und verunsichert was das Ganze soll, entscheiden wir uns für eine Flucht nach vorn. Nichts wie weg, bis es sich jemand anders überlegt. Nun rollen wir auf der argentinischen Seite von Feuerland Ushuaia entgegen. Das Wetter wird leider weder besser noch wärmer. Wir sehen uns in der, wegen ihrer Lage und nicht wegen ihrem Aussehen, speziellen Stadt um. Es hat viele Souvenirläden, Cafés, Restaurants und Bergsportgeschäfte. Etwas oberhalb der Stadt gibt es einen schönen Spaziergang zu einem hängenden Gletscher. Als Übernachtungsplatz wählen wir den Parkplatz bei der Touristeninformation direkt am Beagle-Kanal. So haben wir einen guten Blick auf den Hafen und die Kreuzfahrtschiffe, welche auf dem Weg in die Antarktis sind.
Nach einer herrlichen Dusche auf der YPF Tankstelle setzen wir unseren Weg bis zum südlichsten, mit dem Auto erreichbaren Punkt der Erde fort. In Puerto Almanza treffen wir uns mit Susanne und Ueli für ein gemeinsames Abendessen im kleinen Restaurant „La sirena y el capitan“, welches für seine Centolla (grösste Seespinne)-Gerichte bekannt ist. Als nächstes besuchen wir die Estancia Harberton, die älteste Ranch vom argentinischen Teil von Feuerland. Im Eintrittspreis sind der geführte Besuch vom Naturmuseum und eine Führung durch die historischen Gebäude enthalten. Diese ist offenbar tagesform- und wetterabhängig. Unsere war aufgrund der Kälte und des Windes recht kurz, was uns aber schlussendlich aus diesen Gründen auch nicht sehr gestört hat.
60 km weiter erreichen wir das Ende des Fahrwegs. Kein Schild deutet darauf hin, an welchem Punkt wir hier angelangt sind. Dies hätte sich für das Foto schon noch gut gemacht. Dafür gesellt sich der Hund der Polizeistation zu uns. Sicher wollte er uns zur bestandenen Fahrt gratulieren
Unterdessen haben wir festgestellt, dass wir „das Schild“ für das obligatorische Foto vom Ende der Welt in Ushuaia verpasst haben. Wir werden aber trotzdem nicht zurückfahren.
Wir übernachten auf einem der drei Plätze, die die Estancia Harberton zur Verfügung stellt. Unserer ist am Beagle Kanal, zu erreichen über einen kleinen Fahrweg. Das Wetter ist unangenehm kühl und windig, und wir kriechen durch den Durchstieg direkt in die Wohnkabine. Da es im Südsommer sehr lange hell ist, schlafen wir schon vor Einbruch der Dunkelheit. Am Morgen öffnen wir den Durchstieg und hören sofort ein unangenehmes Pfeifen aus dem Fahrerhaus. Da ist was mit der Starterbatterie nicht in Ordnung. Das Licht war die ganze Nacht eingeschaltet, und wir haben es nicht bemerkt. Genau die richtige Stelle für ein solches Missgeschick. Weit und breit kein anderes Fahrzeug, und Anschieben unmöglich. Zum Glück haben wir die Möglichkeit, zum Starten die Kabinenbatterie zuzuschalten. Der Toyota springt ohne Probleme an.
Wir sind unterwegs in Richtung Norden, der Wärme entgegen. Am Geburtstag von Doris sind wir in Rio Grande und verbringen den Nachmittag in einer Wäscherei, mit richtig professionellen Waschmaschinen und Trocknern. Während der Wartezeit schlendern wir durch die Geschäftsstrasse. In einem Sportgeschäft entdecke ich zufällig ein Schild, welches Kunden an ihrem Geburtstag 25% Rabatt gewährt. Das trifft sich ja super. Ich werde fündig, lege an der Kasse meinen Pass vor, und weise auf die Promotion hin. Ja, sagt der Verkäufer, es sei zwar mein Geburtstag, doch dies gelte seines Wissens leider für Ausländer nicht. Wie jetzt, das steht so aber nirgends? Also er würde zur Sicherheit noch seinen Chef per Whattsapp fragen. Noch bevor dessen Antwort (Nein, gilt für Ausländer nicht) eintrifft, hat der junge Mann uns den Rabatt aber gewährt. Wir bedanken uns, und überlassen es ihm, diesen Verkauf dem Chef zu erklären.
Ohne weitere nennenswerte Ereignisse überqueren wir auf Feuerland die Grenze zu Chile, um einen Tag später auf dem Festland wieder von Chile nach Argentinien einzureisen.
Bevor wir zurück in die Anden fahren, möchten wir nochmals Pinguine sehen. Die Kolonie im Monte Leon Nationalpark ist wegen gesperrter Strasse nicht zu erreichen. Die Kolonie bei Santa Cruz ist wegen Arbeiten im Hafen, den man durchqueren müsste, nicht zu erreichen. Die Kolonie in Puerto San Julian ist nur per Boot, und wegen zu starkem Wind nicht zu erreichen. So bleibt noch Puerto Deseado übrig. Doch zuerst fahren wir zum Bosques Petrificados de Jaramillo Nationalpark. Der Eintritt ist frei, und wir werden von einem freundlichen Ranger durch das kleine Museum geführt. Ausgerüstet mit klaren Verhaltensregeln machen wir uns auf den 2 km Rundgang. Wir sehen einige riesige versteinerte Baumstämme von Araukarien. Hier gilt wirklich „nur mit den Augen schauen“, denn der Ranger beobachtet uns mit Argusaugen per Fernglas vom Besucherzentrum aus. Vor 150 Mio. Jahren stand hier ein herrlicher Araukarienwald, mit 100 m hohen, über 1000 Jahre alte Bäume. Der Wald wurde während den in dieser Zeit häufigen Vulkanausbrüchen vollständig unter Asche begraben. Später setzte der langwierige Prozess der Versteinerung ein. Die Erosion hat die Stämme dann wieder zum Vorschein gebracht.
Seit ein paar Tagen sind wir mit Roxana von Darwin-Expeditions aus Puerto Deseado per Whattsapp in Kontakt. Wir möchten die Pinguin Insel besuchen und uns die lustigen Felsenpinguine ansehen. Nun heisst es, den geeigneten Zeitpunkt für diese Tour zu finden. Die Company möchte uns unbedingt für die Tour am Freitag überzeugen. Unsere Wetter Apps sind sich ausnahmsweise einig und zeigen für Freitag grauen Himmel und Regen, mit nur wenig Wind aus südlicher Richtung. Der Samstag soll strahlend schön mit etwas Nordwind werden. Der Wind scheint das Hauptthema zu sein, doch wir wollen auf keinen Fall bei Regenwetter diese Tour machen, auch wenn windstill sicher sehr angenehm wäre. So geht es hin und her, und die anderen Overlander, die sich gerade hier befinden, lassen sich alle für Freitag breitschlagen. Wir bleiben bockig und bei unserer Ansicht, dass der Samstagvormittag perfektes Tourwetter wäre. Am Freitagnachmittag fragen wir wieder nach und Roxana informiert uns, dass wir leider für Samstag die einzigen Interessenten sind, und so die Tour nicht stattfinden kann. Keine Stunde später schreibt sie, dass gerade sechs Leute gebucht hätten, und wir nun doch fahren können. Bei strahlendem Sonnenschein stehen wir pünktlich um zehn vor acht bei Darwin im Büro und ein mit 21 Personen voll besetztes Boot bricht auf zu einer herrlichen Tour. Wir sehen Kormorane, Seelöwen, Magellan- und Felsenpinguine, und zum Abschluss sogar noch Delfine. Roxana ist eine grossartige Reiseleiterin und erwähnt auch mehrmals, dass Doris ihr schon seit Tagen dieses tolle Wetter vorausgesagt habe, und sie es nicht geglaubt hätte. Diese Tour ist ein weiteres Highlight auf unserer Reise.
In Caleta Olivia wollen wir uns mit unserem Freund Detlef treffen, welcher auf dem Weg nach Süden ist. Wir haben einen schönen Stellplatz auf der alten Strasse direkt am Meer. In der Nähe hat es auch eine grosse Seelöwenkolonie. Vom Stellplatz aus sehen wir sie direkt vor uns vorbeischwimmen. Mehr als das hat die Stadt aber nicht zu bieten. Im Gegenteil, es ist einer der schlimmsten Orte, die wir bisher gesehen haben. Südlich der Stadt wurde die Mülldeponie angelegt. Wahrscheinlich wurde der Ort von den patagonischen Winden „überrascht“. Seither verteilt sich der Abfall der ganzen Stadt auf mehreren Quadratkilometern. Plastiksäcke fliegen umher, Staub und Blech fegt durch die Strassen, welche von verfallenen oder nicht fertigen Häusern gesäumt werden. Mitten in der Abfallhalde hat sich jemand den Spass erlaubt, einen offiziellen Campingplatz zu eröffnen. Da sind wir doch mit unserem Stellplatz sehr gut bedient.
Bei Rada Tilly verlassen wir die RN3 und die Küste und fahren Richtung Sarmiento. Wir besuchen den zweiten Nationalpark, in dem man versteinerte Bäume sehen kann. Dieser kostet zwar Eintritt, wird aber leider nicht so genau überwacht wie der andere Park bei Jaramillo. Entsprechend traurig ist mitanzusehen, wie argentinische Familien sich auf dem Spazierweg verhalten. Man fasst alles an, stellt die Kinder und sich selber für die Fotos auf die Stämme und vor allem die jungen Burschen werfen abgebrochene versteinerte Brocken umher. Schade.
Wir verbringen die Nacht am Lago Musters, etwas nördlich von Sarmiento. Der sowieso schon starke Wind frischt am nächsten Morgen noch mehr auf, und wir wagen es nicht, den Schutz der Bäume zu verlassen. Herbie nutzt die Zeit, um das Wasserleck zu suchen. Er wird fündig am Boiler, und kann dies auch abdichten. Gegen Mittag haben wir das Gefühl, dass der Wind etwas nachlässt und wir weiterfahren können. Dies schien aber nur die Ruhe vor dem Sturm gewesen zu sein. Mit maximal 50 km/h zockeln wir, unterdessen wieder auf der RN40 angekommen, Richtung Süden. In Rio Mayo geben wir wegen Windböen bis zu 100km/h auf, und stellen uns bereits am frühen Nachmittag zu der YPF, in den Schutz der Gebäude. Im Dorf gibt es nicht allzu viel zu sehen. Das Internet in der YPF ist wegen zuviel Wind auch gerade ausgefallen. Am nächsten Morgen ist auch der Strom weg, und an der Tankstelle ist es gespenstisch ruhig. Der Wind hat etwas nachgelassen und wir fahren weiter bis Perito Moreno (die Stadt, nicht der Gletscher und auch nicht der Nationalpak). Im La Anonima kaufen wir nochmals ein und erreichen 50 km später wieder die Kirschenstadt Los Antiguos, am Lago Buenos Aires. Von hier nehmen wir die wunderschöne Ruta 41 südwärts entlang der Grenze zu Chile bis zum kleinen Grenzübergang auf dem Paso Roballos. Die Formalitäten verlaufen auf beiden Seiten reibungslos; die einzige Neuerung ist, dass wir am chilenischen Posten alle Dokumente, inklusive TIP selber schreiben müssen. Der Beamte wirft einen kurzen Blick in den Camper und lässt und fahren. Das Wetter ist makellos, keine Wolke, kein Wind und Temperaturen über 30 Grad. Wahrscheinlich erleben wir gerade den kurzen (wir schätzen ca. 3 Tage langen) patagonischen Sommer. Wir freuen uns nun auf den Parque Patagonia, von dem wir schon viel gehört haben, und den wir kurz nach der Grenze erreichen.

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